Wanderer geht über den Deister

Von in News

Die Redensart „über den Deister gegangen“ kann für „verschwunden“, aber auch „verstorben“ stehen: Im norddeutschen Sprachgebrauch wird der Ausdruck „über den Deister gehen“ verwendet wie „den Bach herunter gehen“ oder auch „über den Jordan gehen“.

Einen Menschen, mit dem man nichts mehr zu tun haben will, würde man am liebsten „über den Deister schicken“, damit er endlich verschwindet.

Die Redensart entstand wahrscheinlich durch die Abwanderung vieler junger Leute aus dem südwestlich vom Deister gelegenen Schaumburger Land in die wachsende Stadt Hannover im 19. und frühen 20. Jahrhundert: Diese liegt „über’n Deister“ auf der nordöstlichen Seite des Höhenzugs. Eine andere Theorie aus dem Touristikbereich vermutet, dass die Redensart durch Menschenopfer an der Alten Taufe entstand. Es ist jedoch historisch umstritten, ob an dem Stein tatsächlich Menschenopfer stattgefunden haben.

Wikipedia

Als Richard Wanderer 1899 seine Zelte südlich des Deisters in Bad Münder aufschlug und eine Druckerei gründete, traf er für seine Familie eine gute und für viele Jahrzehnte erfolgreich währende Entscheidung. 116 Jahre und vier Generationen später nimmt Jochen Wanderer auch den Wanderstock in die Hand und führt die Druckerei über den Deister. Allerdings – entgegen der Bedeutung der geflügelten Redensart – stirbt dabei weder etwas, noch geht was den Bach runter. Im Gegenteil: Es ist die logische Folge der Vitalität unseres Traditionsbetriebs.

Bad Münder war traditionell ein starker Möbelindustriestandort. Im Radius von wenigen Kilometern siedelten etwa zwei Dutzend Möbelfabriken und Wanderer war ihre Druckerei. Soll heißen: Wir mussten für Aufträge nirgendwohin wandern, sondern saßen mitten im Speck, im Januar waren die Auftragsbücher bereits fürs ganze Jahr vollgeschrieben und wir produzierten als lokaler Dienstleister in aller Gelassenheit wundervolle Möbelkataloge. Eine schöne Zeit, die ab den 1980er Jahren allmählich ihr Ende fand. Damals begann ein großes Möbelfabriksterben, das uns logischerweise unweigerlich betraf – mit wenigen Ausnahmen waren einige Jahre später unsere Kunden verschwunden.

Doch statt mit unseren Kunden unterzugehen, schafften wir die Transformation. Gut gewappnet durch die viel Anspruch fordernde Möbelkatalogproduktion, entwickelten wir uns vom lokalen zum regionalen Dienstleister und wurden eine klassische Akzidenzdruckerei, die von einfachen Geschäftsdrucksachen bis hin zu komplexen und hochveredelten Büchern alles druckte, was das Herz begehrte und sich bei Agenturen, Verlagen und Industriekunden einen hervorragenden Ruf erwarb. Auch das funktionierte gut, war schön, machte Spaß und bot uns ein mehr als erkleckliches Auskommen. Die nächste Herausforderung stand jedoch bereits vor der Tür.

Mit den Einzug des Internets und einer grundsätzlichen Aufhebung der Erfordernis räumlicher Nähe bei Produktionsprozessen, hat regionale Dienstleistung branchenübergreifend im letzten Jahrzehnt an Bedeutung verloren – insbesondere in der Druckindustrie durch massive Verkürzungen von Produktionszeiten und digitalen Abstimmungsprozessen. Was vielen regional agierenden Druckereien arge Probleme bereitete, haben wir als Chance gesehen. Durch unser besonderes Know-how und unsere Qualität gerade bei hochwertigen und komplexen Drucksachen, speziell Büchern, haben wir es parallel geschafft, eine Druckerei von Weltruf zu werden und den Sprung aus der Regionalität auf nationale und internationale Ebene erfolgreich gemeistert.

Nun könnte man meinen, wenn Regionalität keine Rolle mehr spielt, und sich Kunden aus aller Welt nicht scheuen, bei uns zu drucken und uns auch vor Ort zu besuchen, dann hätten wir auch im schönen Bad Münder bleiben können. Ein richtiger Gedanke. Je komplexer allerdings ein Druckwerk wird, desto mehr Arbeitsschritte erfordert es und umso mehr Gewerke sind daran beteiligt. Was den Spediteur, der die Druckbogen von einem Spezialisten zum anderen fährt, damit die einzelnen Arbeitsschritte vollzogen werden, freut, erhöht jedoch die Kosten – was den Kunden etwas weniger freut. Und hier ergab sich eine Chance, die wir nutzen mussten.

Das Graphische Centrum Empelde, kurz GraCE, in Ronnenberg direkt vor den Toren Hannovers ist ein besonderer Ort der Graphischen Industrie. Hier sind viele voneinander unabhängige Betriebe niedergelassen, die verschiedene Disziplinen bei der Produktion von Druckwerken erledigen. In der Summe ihrer Möglichkeiten bei der buchbinderischen Verarbeitung und Veredelung von Papier, bieten die Unternehmen des GraCE einen bundesweit einzigartigen Umfang an. Als wir erfahren haben, dass für uns passende Flächen im GraCE zur Miete zur Verfügung stehen, hatten wir keine andere Wahl, als diese Gelegenheit zu nutzen und zuzuschlagen. Durch die räumliche Nähe können wir somit Logistikkosten sparen, die Wirtschaftlichkeit steigern und die Produktionsqualität durch kurze Wege bei der Abstimmung noch weiter steigern. Perfekt. Und deshalb mussten wir über den Deister gehen. Den wir übrigens von Empelde aus von der anderen Seite immer noch sehen können.

Wir laden Sie herzlich ein, uns zu besuchen und sich einen Eindruck von unseren neuen Räumlichkeiten und unseren Möglichkeiten zu verschaffen.

In diesem Sinne: Wir freuen uns auf die nächsten 116 Jahre mit Ihnen – mal schauen, wohin wir dann weiterwandern.

Wanderer ist Ihre Premium-Druckerei mit Weltruf für beste Druckerzeugnisse und spezialisierter Hersteller von Büchern im Offsetdruck und Digitaldruck, von der exklusiven Kleinserie bis zur Großauflage.