Ökologisch drucken

Von in News

Ökologisches Bewusstsein ist nicht mehr die Domäne von sogenannten „Ökos“ oder despektierlich als „Körnerfresser“ bezeichneten Gesellen (oh, und Gesellinnen natürlich). Der bewusste und schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen und Rücksichtnahme auf Mensch und Natur durchdringt mittlerweile alle Gesellschaftsschichten und Ideologien.

Diese Entwicklung ist auch an der Druckbranche nicht vorbeigegangen: Die Kennzeichnung eines Druckwerks als umweltfreundlich wird vermehrt nachgefragt und ganz bewusst als Marketinginstrument genutzt. Doch was bedeuten diese Kennzeichnungen und dokumentieren sie wirklich eine ökologische Produktion?

Nun ja, kommt drauf an. Wie so oft, ist die Sachlage nicht ganz einfach und muss aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Die entscheidenden Fragen sind, was die eingesetzten Siegel wirklich aussagen und wieviel Ökologie bereits „serienmäßig“ eine Druckerei in jedem Druckwerk „verbaut“, unabhängig davon, welches Siegel draufsteht (oder ob überhaupt ein Siegel draufsteht).

Als gängigste Kennzeichnungen ökologischen Druckens haben sich in unseren Breitengraden das FSC-Label und die sogenannte Klimaneutralität etabliert. Über die Ökologie vor Ort sagen beide jedoch herzlich wenig bis rein gar nichts aus. Denn Drucken ist an sich sehr ressourcenintensiv und vor Ort fallen viele Schritte an, anhand derer sich sowas wie Umweltfreundlichkeit entscheidet. Unabhängig des eingesetzten Papiers wird z. B. einiges an Strom verbraucht, bei Plattenbelichtung und Maschinenreinigung kommen Chemikalien zum Einsatz, über die Umweltverträglichkeit von Farben und Leimen macht sich kaum jemand Gedanken etc. Das Absurde ist: Selbst der übelste Schmutzfink kann seine Druckwerke mit einem FSC-Label versehen, soweit er zertifiziert ist, oder vermeintlich klimaneutral drucken. Wer also wirklich ökologisch drucken lassen und die Umweltfreundlichkeit nicht nur als stumpfes Scheinargument nutzen will, kommt nicht umhin, den gesamten Herstellungsprozess zu betrachten.

Was sagen FSC und Klimaneutralität?

FSC® – Forest Stewardship Council®

Bei FSC geht es eigentlich nicht ums Drucken, sondern um Wälder: Es ist ein internationales Zertifizierungssystem für Waldwirtschaft, dass sich für eine umweltgerechte, sozial verträgliche und ökonomisch tragfähige Nutzung und Bewirtschaftung der Wälder einsetzt. Das FSC-Siegel besagt, dass die verwendeten Holz- und Papierprodukte aus verantwortungsvoll, nach den Prinzipien des FSC bewirtschafteten Wäldern stammen. Auf Druckprodukten darf das Siegel nur eingesetzt werden, wenn der Druckbetrieb selbst ebenfalls FSC-zertifiziert ist. Wenn lediglich FSC-zertifiziertes Papier benutzt wird, der Druckbetrieb jedoch selber über keine Zertifizierung verfügt, ist sowohl die Verwendung des Siegels wie auch die reine Benutzung des Wortes „FSC“ oder neutrale Hinweise wie z. B. „FSC-zertifiziertes Papier“, verboten. Die Zertifizierung einer Druckerei besagt jedoch nichts über ihre Umweltfreundlichkeit, sondern richtet das Hauptaugenmerk darauf, den Herstellungsprozess im Sinne der Produktions- und Handelskette dokumentieren zu können.

Was sagt uns also ein FSC-Siegel? Es besagt, dass das verwendete Papier aus verantwortungsvoller ökologischer und sozialer Waldwirtschaft stammt und dass die Druckerei die Verwendung eines solchen Papiers dokumentieren kann.

Hierbei soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir etwas gegen das FSC-Siegel haben oder es kleinreden wollen. Im Gegenteil. Wir wollen lediglich zum Ausdruck bringen, was es bedeutet – und was nicht. Dass der zentrale Bestandteil eines Druckwerks, das Papier, nicht aus Raubbau an der Natur stammt, ist wichtig. Und FSC hat viel erreicht, denn die Durchdringung ist deutlich größer, als man es anhand des Verwendungsaufkommens des Siegels erkennt: Mittlerweile sind viele in unserem Markt angebotenen Papiere FSC-zertifiziert, auch wenn das auf den Druckwerken nicht vermerkt ist, da die Druckerei selbst nicht zertifiziert ist oder der Kunde den erhöhten Dokumentationsaufwand bei Einsatz des Siegels nicht bezahlen will.

Wanderer ist selbstverständlich FSC-zertifiziert und darf für Sie FSC-gelabelte Druckwerke herstellen.

Klimaneutrales drucken

Ja, die Klimaneutralität. Die ist im Grunde sehr lustig. Sie baut auf der Logik auf, dass Schlechtes, das an einer Stelle auf der Welt getan wird, durch Gutes an einer anderen Stelle auf der Welt wieder neutralisiert wird. Beim klimaneutralen Drucken bedeutet dies, dass die CO2-Emissionen, die bei der Herstellung eines Druckwerks entstehen, durch die monetäre Förderung eines Klimaschutzprojekts (ob nun in Togo oder im Hunsrück) kompensiert werden.

Die Unterstützung von Klimaschutzprojekten finden wir grundsätzlich gut und darin sehen wir auch den ökologischen Wert des klimaneutralen Druckens. Die Welt wird dadurch sicherlich ein kleines wenig besser. Lediglich der Denkansatz ist etwas obskur. Schließlich kompensiert ein leckeres Eis auch nicht einen beherzten Boxhieb in die Magenkuhle. Das ist nämlich unser Kritikpunkt am klimaneutralen Drucken: Ökologisches Handeln vor Ort ist keinen Mindeststandards untergeordnet – jede Druckerei kann theoretisch klimaneutral drucken, lediglich die Höhe der Ablassabgabe variiert.

Wir stoßen immer wieder auf Websites von Druckereien, die in ihrer Außendarstellung extrem die Ökowelle reiten und sich aufführen, als seien Sie die höchstpersönlichen Retter der Natur. Bei vielen wird aber bei genauer Prüfung deutlich, dass sich dieser Ökoansatz lediglich aus dem Angebot klimaneutralen Druckens nährt und es finden sich keine weiteren Argumente über z. B. umweltgerechtes Handeln im Betrieb selbst. Das wirkt dann schon absonderlich und stellt in unseren Augen lediglich Rauchbomben oder einen Marketingtrick dar. Soweit es aber Kunden gibt, denen das zur Gewissensberuhigung reicht, sei es den Kollegen gegönnt.

Wanderer kann natürlich auch klimaneutral drucken und unterstützt dabei ausschließlich nach Gold-Standard zertifizierte Klimaschutzprojekte.

Weitere ökologische Kriterien

Wie bereits geschildert, sagen FSC und Klimaneutralität nichts über die ökologische Ausrichtung eines Betriebs aus. Und wem es wahrhaft um Ökologie geht, kann diese nicht ausblenden. Daher sollten auch die internen Prozesse in die Betrachtung einbezogen werden. Dafür gibt es leider nicht immer Label und Siegel, die man sich an die Stirn kleben kann, aber bei einem ernsthaften Anspruch spielen diese auch nicht wirklich eine Rolle.

Ökostrom

Drucken verbraucht Strom und davon verhältnismäßig viel. Einige Betriebe dokumentieren ihren ökologischen Anspruch durch die Verwendung von Ökostrom. Nun ist die Energiewende durch verschiedene Faktoren in die Kritik geraten und die beabsichtigte Abkehr vom Atomstrom hat auch unliebsame Auswirkungen, wie z. B. den Anstieg der Produktion von Strom aus Kohlekraftwerken. Auch ist nicht alles Ökostrom, wo Ökostrom draufsteht, sondern oft Atomstrom, der lediglich umzertifiziert wurde (ähnliche Logik, wie beim klimaneutralen Drucken). Wir glauben, dass Atomstrom nicht die beste Lösung für uns ist – wir glauben aber auch, dass es nicht der richtige Weg sein kann, die Abkehr vom Atomstrom durch eine Renaissance von Kohlekraftwerken voranzutreiben oder das Land mit ineffizienten Windkrafträdern zuzupflastern. Gerne würden wir wissen, wo die Wahrheit liegt und beneiden die Menschen, die ihre Weisheiten ohne Rücksicht auf rationale Argumente gefunden haben. Vermutlich muss die Technologie, die sowohl wirtschaftlich wie auch gefahrenlos den Energiehunger der Welt stillt, noch erfunden werden.

Wanderer nutzt zu 100% ökologisch ohne Atomkraft oder fossile Energieträger erzeugten Strom. Wenn Sie bei uns drucken, dürfen Sie auf Ihren Drucksachen auch gerne unser „Mit Ökostrom gedruckt“-Label verwenden – sollten Sie dies wünschen, sprechen Sie uns an.

Farben

Papier ist ein wesentlicher Bestandteil des Druckens – Farbe ist der andere. Farben sind Chemie, sie enthalten Pigmente, Bindemittel, Lösungsmittel und sonstige Hilfsmittel. Bei konventionellen Druckfarben kommt dabei als Lösungsmittel Mineralöl zum Einsatz – das, wie wir wissen, nicht unbegrenzt zur Verfügung steht und zudem wasserunlöslich und somit biologisch schlecht abbaubar ist. Den konventionellen Farben stehen Ökofarben entgegen, die aus biologisch leicht abbaubaren Pflanzenölen bestehen und beim Papierrecycling rückstandslos zu entfernen sind. Obwohl sie in der Abbildungs- und Druckqualität den konventionellen Farben nicht nachstehen, haben Ökofarben einen geringen Marktanteil. Viele Druckereien lassen sich den Einsatz von Ökofarben gesondert vergüten.

Wanderer setzt serienmäßig mineralölfreie Ökofarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe ein. Ohne Aufpreis.

Belichtungsprozess

Farbe wird über Druckplatten auf Papier gebracht. Diese Platten werden belichtet und in einem chemischen Prozess ausgewaschen und einsatzfähig gemacht. Zumindest in den allermeisten Druckereien. Einige wenige setzen auf eine sogenannte prozessfreie Plattenbelichtung, bei der keine Chemikalien zum Einsatz kommen, die ganz Fortgeschrittenen verzichten sogar auf Wasser.

Wanderer belichtet Druckplatten ausschließlich prozessfrei ohne Einsatz von Chemikalien und Wasser.

Ökologisch drucken? Drucken Sie einfach keinen Scheiß!

Welches Fazit können wir ziehen? Wir haben in der Druckbranche ein paar Label, mit denen wir Gewissensberuhigung betreiben können. Die Wahrheit liegt in Details, die von den Labels noch nicht mal abgebildet werden. Wie man es aber dreht und wendet: Drucken ist nun mal in seiner Natur ressourcenbelastend. Daher ist die allerhöchste Form des ökologischen Druckens, nicht unnötig zu drucken. Wenn Sie etwas anfertigen lassen, dass zwar alle ökologischen Optimierungen der Welt aufweist, aber einfach nach dem Druck in der Tonne landet, dann ist das unnötig umweltbelastend.

Flyer, die kein Schwein interessieren; Visitenkarten, die gleich im Müll landen; Prospekte, die nicht verkaufen; Bücher, die niemand liest – all das ist schlicht unökologisch, da können Sie soviel FSC und Klimaneutralität draufkleben, wie Sie wollen. Beherzigen Sie also auch unter ökologischen Gesichtspunkten eine alte Binsenweisheit:

Setzen Sie auf nachhaltige Qualität. Dann klappt es auch mit der Umwelt.

Bei Wanderer bekommen sie übrigens beides: Qualität und so viel Öko, wie derzeit beim Drucken geht. Das ist auch das Mindeste, das wir machen können, schließlich verfügt unser Chef über einen beachtlichen Fuhrpark historischer Corvettes und sonstiger motorisierter Dreckschleudern – da gibt es einiges zu kompensieren.

Wanderer ist Ihre Premium-Druckerei mit Weltruf für beste Druckerzeugnisse und spezialisierter Hersteller von Büchern im Offsetdruck und Digitaldruck, von der exklusiven Kleinserie bis zur Großauflage.