Ein grauer Tag in Berlin wird zum bunten Tag bei Wanderer

Von in News

Der Brite Gerry Badger ist Fotograf und Architekt. Seine Bilder hängen in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen, z. B. im Museum of Modern Art in New York oder in der Nationalbibliothek in Paris. Für uns ist aber eine andere Betätigung von Gerry Badger interessant. Neben seiner künstlerischen Arbeit ist er auch besonders bekannt als Kunstkritiker – hier insbesondere als Mitverfasser des Standardwerks »The Photobook: A History«, wo die besten und einflussreichsten Fotobücher der Geschichte vorgestellt werden. Worauf wollen wir hinaus? Ein Engländer, der so ziemlich jedes Fotobuch auf dem Planeten in der Hand hatte, druckt sein eigenes Buch wo? Ja, genau.

So lange die Mauer stand, war West-Berlin städtebaulich Jahrzehnte zurück hinter den bereits sanierten Städten der Bundesrepublik. Brachen, Brandwände, bröckelnder Putz und verrußte Fassaden prägten die Atmosphäre. Im Osten der Stadt sogar noch mehr als im Westen. Aber Berlin hatte eine magnetische Anziehungskraft auf Künstler, Weltverbesserer und Utopisten, die von überall her kamen. Sie und die Freiräume machten Berlin zu einem der ungewöhnlichsten Orte der Welt.

Seit dem Fall der Mauer 1989 hat sich viel geändert. Es hat gedauert, jetzt aber geben Sanierung, Neubauten, Schließung von Baulücken und neue Nutzungskonzepte für den Mauerstreifen der Hauptstadt ein neues Gesicht.

Und dann kommt Gerry Badger, und fotografiert in „einer seiner Lieblingsstädte” – und ist selbst erschrocken über die Bilder, die er gemacht hat, weil sie sich mit ihrem deprimierend wirkenden Grau in Grau, der Unordnung, dem Wildwuchs so sehr unterscheiden von seiner bewussten Vorstellung von der Stadt.

Aber er gibt selbst Antwort, wenn er sagt: „Mich fasziniert das terrain vague der städtischen Szenerie – Brachflächen, drollige kleine Räume, die als improvisierte Gärten und Parks oder sonstwie genutzt werden. Die meisten mögen sie für marode halten, aber für mich sind sie magisch. Ein untrügliches Gespür führt mich stets in die vernachlässigten Ecken einer Stadt – ich weiß, dass ich dort meine Bilder finde. Aber ich will sie keineswegs als vernachlässigt zeigen. Für mich sind sie schön.”

Wie schön, daran werden wir uns erst erinnern, wenn sie für immer verschwunden sind. Zusammen mit Gerry Badger hoffen wir, dass es so weit nicht kommt.

Und etwas anderes ist bei Gerry Badger noch bemerkenswert. Wir wollen uns ja nicht über junge Fotografen beschweren, aber manchmal stellen wir da eine gewisse Hysterie während der Produktion fest: man kommt zum Andruck, nervt den Drucker mit unsinnigen Details, versucht eigene Fehler in der Litho noch an der Druckmaschine auszugleichen oder die Bilder gar neu zu erfinden etc. Das ist nur halb so wild und wir sind den Kummer gewohnt. Da ist aber einer wie Gerry ganz erfrischend, der wiederum in London bleibt und sagt „Ihr macht das schon”. Und wir haben es zu seiner Zufriedenheit gemacht.

It was a Grey Day: Photographs of Berlin
von Gerry Badger

peperoni books, Juli 2015
Gebundene Ausgabe, 120 Seiten
ISBN-13: 978-3941825802

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